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Was ist "Akzeptanz und Commitment Therapie" (ACT)?

ACT ist ein relativ neues, aus und im Rahmen der kontextuellen Verhaltenstherapie entwickeltes  Psychotherapieverfahren. Mittlerweile findet die Haltung, die Metaphern und Methoden Einzug in viele verschiedene beraterische Formen, ob im privaten oder beruflichen Bereich. Das erste Lehrbuch wurde von Steven Hayes, Kelly Wilson und Kirk Strosahl geschrieben und erschien in der USA im Jahr 1999. ACT möchte Menschen darin unterstützen, sich nicht von ihren Problemen und ihrem Leid ablenken zu lassen, das Leben zu führen, das sie leben möchten. Es geht darum immer wieder neu in die Erfahrung zu gehen und sich nicht in Gedanken und Gefühlen zu verlieren. Mittlerweile gibt es eine große TherapeutInnen- und Forscher-Community, die in einem ACT-Weltverband organisiert ist und eine deutschsprachige Vertretung hat.  Wir finden ACT sehr inspirierend in seinen Grundwerten, der Verbindung zu Achtsamkeitspraxis und systemischen Ansätzen, den vielen erlebnisorientierten Methoden und der gegenseitigen Unterstützung unter uns KollegInnen. Eine frühe Beschreibung des Akronyms ACT lautete so:

Accept - akzeptieren, annehmen

Akzeptanz braucht Achtsamkeit. Wenn ich deutlich bemerke, dass ich meinen Kampf gegen "mein" Problem einfach nicht gewinne und vielleicht auch gar nicht gewinnen kann, dann beginnt manchmal der Raum der Akzeptanz. Aus einer Hoffnungslosigkeit kann eine Kreativität entstehen, die neue Wege zu Denken, zu Fühlen, zu Handeln ermöglichen kann. Mehr ein mit dem was gerade geschieht, als ein dagegen. Nicht zum Beispiel die Angst bekämpfen, sondern lernen mit der Angst, die Dinge tun, die mir wichtig sind. Das schreibt sich leicht und fällt im eigenen Leben oft so schwer. Einer der für Tom wichtigen Lehrer Bob Stahl lädt immer wieder dazu ein, das Wort Akzeptanz nicht so gross zu machen und vielleicht als neue Quelle von Anstrengung und Stress zu sehen. Vielmehr könnten wir auch von "Anerkennen" sprechen. Vielleicht werde ich etwas Bestimmtes in meinem Leben nie akzeptieren können (in dem jeweiligen subjektiven Verständnis dieses Wortes), aber vielleicht kann ich lernen und üben, anzuerkennen, dass das schwierig ist, weh tut, sich unangenehm anfühlt in diesem Moment. Mehr wie das englische "allow", erlauben. Tara Brach fasst Akzeptanz in zwei Fragen zusammen: Was geschieht gerade? Und (wie) kann ich damit sein?

Choose - eine Wahl treffen gemäß dessen, was mir wirklich wichtig ist

Wie oft prüfen wir, ob die Dinge, die uns wichtig sind, uns wirklich wichtig sind. Viele Menschen und Organisationen haben uns erzählt, was uns wichtig sein sollte und vieles haben wir übernommen, ohne zu überprüfen, ob es uns wirklich wichtig ist.

ACT legt uns nahe, viel Zeit mit Erlebnissen, Handlungen und Begegnungen zu verbringen, die uns wichtig sind. Und wenn wir uns dazu entscheiden Dinge zu tun, die auch mit Schmerz oder anderen unangenehmen Dingen verbunden sind, dann auch darin einen Wert zu erkennen. Zu bemerken, was uns daran (langfristig) wichtig ist.

Befolge ich vor allem Regeln oder gestalte ich mein Leben? Verliere ich meinen Weg in der Fülle Möglichkeiten? Ist das, was ich gerade tue eine Bewegung hin zu dem was mir wirklich wichtig ist, oder eine davon weg?

Take Action - engagiert und entschlossen handeln

ACT legt großen Wert auf das Handeln. Es reicht nicht nur zu wissen was mir wichtig ist. Ein spürbarer Unterschied entsteht, wenn ich beginne diesem Wert auch durch Handlungen Ausdruck zu verleihen. Nur dann wird er in ACT ein wirklich relevanter Wert. Dazu müssen wir häufig unsere Komfortzone verlassen.

Wer seine Gesundheit durch laufen verbessern will, muss oft laufen, obwohl er keine Lust hat und das Laufen sich auch unangenehm anfühlt. Kurzfristig unangenehm mit positiver langfristiger Wirkung.

Wir können oft hervorragend Werte denken und uns zur gleichen Zeit komplett dagegen verhalten. Fällt Ihnen und Euch etwas aus Eurem Leben dazu ein? Hagen zitiert manchmal seine alte Verhaltenstherapie-Supervisorin mit dem Satz: "Willst Du wissen, was Du willst, dann musst Du gucken, was Du tust!"