Achtsamkeit als Praxis von Moment zu Moment

In drei kleinen Schritten sollen einige Gedanken zu Achtsamkeit einen ersten Eindruck und Orientierung geben

Achtsamkeit im Alltag

In wenigen Worten über etwas zu schreiben, was das ganze Leben umfassen kann.. ein Versuch: Achtsamkeit ist in Mode und gleichzeitig uralt. Sie ist Teil einer Lebenshaltung- und Praxis, die ihre Wurzeln in buddhistischen Lehren hat. Und gleichzeitig lassen sich wesentliche Aspekte in vielen Religionen oder Geisteshaltungen wiederfinden. Achtsamkeit kann als Qualität verstanden werden, die völlig spontan auftritt. Wann gab es Momente in den letzten Tagen, in denen Sie ganz "da" waren, sehr verbunden mit dem was gerade geschah? Und wie war das für Sie, wie würden Sie das beschreiben? Achtsamkeit kann auch als eine Fähigkeit verstanden werden, die wir als Menschen haben und die absichtlich kultiviert und gepflegt werden kann.
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Achtsamkeit in Beratung

Wir sehen Haltungen, die mit Achtsamkeit als gelebter Praxis verbunden sind, als grundlegend in unseren Tätigkeiten an: in Therapie, Supervision, Coaching ebenso wie in den Weiterbildungen, in denen wir Ihre Arbeit mit KlientInnen oder PatientInnen reflektieren und bereichern wollen. Wir glauben und erfahren selbst, dass sich zum einen die Beratungstätigkeit verändert, wenn sich Beraterinnen und Berater selbst mit Achtsamkeit beschäftigen. Das kann sich sehr positiv auf den Beratungsprozess auswirken. Und gemeinsam mit vielen anderen KollegInnen sammeln wir beständig Erfahrungen darin, wie wir KlientInnen in den verschiedensten Kontexten explizit etwas davon in Übungen oder Metaphern anbieten können.
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Achtsamkeit in Beziehung

Paul Watzlawick sagte einmal in einem kurzen Interview im Rahmen eines Films über die so geschätzte Virgina Satir, das Neue sei: "...nämlich die Annahme, dass der 'Patient' nicht der Einzelne, sondern dass die Beziehungen des Einzelnen im Familiensystem, dass also das Familiensystem als solches der 'Patient' ist." Für ein systemisches Verständnis ist ein Denken in Beziehungen grundlegend und war im psychotherapeutischen Kontext ein radikaler Paradigmenwechsel. Im Rahmen von Achtsamkeitspraxis ist dieses Verständnis ebenso zentral. Wir verstehen uns als miteinander verbunden. Nicht nur als Menschen, sondern mit allem, was mit und um uns lebt. Und wir sehen wie jedes Handeln Auswirkungen hat und in unseren und in den Lebenswelten anderer etwas bedeutet. ...mehr lesen

MBSR - mindfulness based stress reduction

Seit 1979 wird an einer Universitätsklinik in Worcester, Massachusetts ein 8-wöchiges Kursprogramm entwickelt, das mittlerweile weltweit verbreitet ist und auch ambulant an den meisten Orten in Deutschland besucht werden kann. Ausgangspunkt in der Arbeit von Jon Kabat-Zinn, Saki Santorelli und mittlerweile vielen weiteren KollegInnen war die Arbeit mit Menschen, die an sogenannten chronischen Krankheiten (häufig mit starken Schmerzen) litten oder Symptomen mit unklarer Ursache. Ihnen wurden und werden, begleitet von intensiven Forschungsprojekten, sowohl unterschiedliche Meditationsübungen, als auch Reflexionsmöglichkeiten für die Erfahrungen des Alltags vermittelt. Dabei spielen Achtsamkeit für den Körper und damit verbundene Empfindungen, das Kommen und Gehen der Gedanken und Gefühle, die Aufmerksamkeit für Bewertungen und Möglichkeiten des Innehaltens und Bemerkens dessen was gerade "ist" eine wichtige Rolle. Einmal in der Woche findet ein Treffen in der Gruppe statt, der Schwerpunkt ist jedoch das Üben im Alltag, täglich für ungefähr eine Stunde, unterstützt und begleitet von Übungs-CDs und einem Kursheft. Innerhalb der acht Wochen findet auch ein Übungstag in Stille statt, an dem die Übungen in der Gruppe intensiv erlebt werden können. Unterschiedliche Kontexte und inhaltliche Schwerpunktsetzungen haben mittlerweile verschiedene Kursformen hervorgebracht wie zum Beispiel MBCT - mindfulness based cognitive therapy oder MSC - mindful self compassion, sowie einige weitere mehr.
Eine besondere Leistung und Aufmerksamkeit der Begründerinnen von MBSR besteht unserer Ansicht nach darin, dass sie Meditation und westliches Gesundheitssystem zusammen- und in einen Dialog gebracht haben. Und dass sie dabei die Übungen und Haltungen, die zumeist in buddhistischen Traditionen wurzeln, von einer religiösen Praxis unterscheiden und sie ganz weltlich und offen für alle (Un-)Glaubenshintergründe der TeilnehmerInnen vermitteln.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kurse berichten häufig, dass nicht die Schmerzen oder andere Symptome verschwunden seien, sich aber die Lebensqualität und die Beziehung zu Schmerz oder anderen unangenehmen Empfindungen verändert habe. Dass der Umgang mit Stress und Belastung sich verändere und die Perspektivenvielfalt zunähme, genauso wie die Sorge für sich selbst und andere. Viele Studien zeigen, welche Wechselwirkungen es zwischen regelmäßiger Achtsamkeitspraxis  und der Gesundheit zum Beispiel des Immunsystems, des Herz-Kreislauf-Systems, sowie des Schmerzempfindens und weiterer medizinischer Aspekte geben könnte. Eine Haltung der Akzeptanz gegenüber dem was wir gerade erleben und der Wachheit für den gegenwärtigen Augenblick mit allem was er bereit hält, bilden eine wichtige Grundlage - und es ist viel leichter das zu lesen oder jetzt gerade zu schreiben, als es im Alltag mit allen herausfordernden Momenten und Anforderungen zu leben. 
Gemeinsam mit den Qualitäten von Achtsamkeit betonen wir Mitgefühl und eine Praxis des Freundlich-seins mit sich selbst und anderen. Wir sehen die individuelle Praxis auf den Kissen, Stühlen, Matten und im Alltag als Teil gesellschaftlicher und sozialer Verantwortung und sind dankbar für alles, was wir auf dem Weg bisher lernen und erfahren durften.

P.S. Diese kleine Einführung enthält ganz vieles wichtige sicher nicht - wir ermutigen zum nachfragen oder selbst weiter stöbern, das Internet ist voller Hinweise zum Thema - wir hoffen, dass die verkürzte und zusammenfassende Darstellung dennoch nützlich ist.